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Quo vadis Idrijca?

Die Idrijca war für mich immer der Inbegriff eines perfekten Gewässers für Fliegenfischer, sozusagen die Königin unter Sloweniens Gewässern. Sie war bekannt für grosse Marmoratas, Äschen und kampfstarke Regenbogenforellen, aber vor allem auch für ihren Insektenreichtum. Das bewog mich vor 20 Jahren als damaliger Koordinator der FFF-Europe (heute EFFA) das erste grosse Instruktorentreffen in Slowenien abzuhalten. Wir fischten dabei auch an den verschiedenen Strecken der Idrijca. Keiner der vielen Fliegenfischer, die wir am Gewässer antrafen, fischte ohne die korrekte Verwendung der Fliegenschnur. Ich besuchte das Gewässer danach noch verschiedene Male. Nach vielen Jahren Abwesenheit kehrte ich kürzlich wieder zurück an die Idrijca und war gespannt, was mich dort erwarten würde. Ich hatte sie für Jahre gemieden, weil sie als recht überlaufen galt. Ausserdem fischte ich mehrere Jahre ausgiebig an den Topgewässern der Österreichischen Fischereigesellschaft, wie Salza, Steyr Grünburg, Pielach, Erlauf usw., die weniger weit entfernt lagen. Die Strecke der Idrijca ist in zwei Bereiche eingeteilt, die des Clubs von Idrija und die des Clubs von Tolmin. Die Trophy-Strecke der Idrijca (Revier A) befindet sich in der Nähe von Idrija. Das Gewässer erstreckt sich stromab noch über mehr als 20 km bis zur Grenze bei der Cestni Most.

Klare Regeln

Das Fischereiregelwerk der Idrijca ist einfach und klar. Nur eine Fliege, keine zusätzliche Beschwerung in Form von Blei oder was auch immer auf dem Vorfach, keine Indikatoren ... Es machte den Anschein, dass man sehr bemüht wäre, dass alle Fliegenfischer korrekt und schonend fischen. Alles schien gut und recht zu sein. Am Wasser jedoch sah ich etwas ganz Anderes. Ich startete weiter stromab im Bereich B. Bereits der erste Fischer, den ich dort sah, hatte zwei Fliegen montiert und begab sich schnurstracks über eine Wiese zum nahegelegenen Pool. Ein anderer hatte einen grossen Indikator drauf, ein weiterer hatte einen Czech Nymphing Indikator montiert. Im Pool schräg ober mir hatte ein Angler wohl einen so schweren Streamer am Ende seines Vorfachs, dass seine Schnur, die tief in einen Pool stromab zeigte, gespannt wie ein Drahtseil war und sich extrem langsam durch den Pool bewegte. Ich schüttelte nur den Kopf und begab mich zurück zum Auto. Ich entschied mich weiter hoch zur Trophy-Strecke zu fahren.

Unerlaubte Köder und fragwürdige Methoden

Ich fischte etwas abseits an einem Abschnitt, den mir ein Freund empfahl. Die Fische stiegen unentwegt und in grosser Zahl. Innerhalb einer Stunde finde ich gut 20 Fische mit der Trocknen. Darunter waren mehrere Marmoratas, Bachforellen, Regenbogenforellen und auch eine Äsche. Plötzlich stieg ein anderer Fischer circa 20 m unter mir ein. Er hatte mich nicht bemerkt. Da ich ohnehin den Platz wechseln wollte, schaute ich gespannt in seine Richtung, ob denn seine Trockene auch gleich von einem Fisch attackiert würde. Stattdessen, sah ich eine seltsame Wurfbewegung und mit einem Plopp verschwand mit grosser Sicherheit ein Streamer unter Wasser. Dies wiederholte sich und sein Wurf erinnerte mich doch sehr an den eines einem Spinnfischers. Ich stieg den Anhang hinter mir hoch, um von oben einen Blick auf die Situation zu werfen. Der Fischer hatte offenbar Monofil montiert und einen Meter Fliegenschnur zwischen Monofil und sein 3,5-4 m langes Vorfach geschaltet. Er pendelte seinen Köder nach hinten und warf über den Kopf einem Spinnfischer gleich.

Was er am Ende des Vorfachs fischte, entpuppte sich bei genauer Betrachtung als astreiner, pinkfarbener Gummi-Twister mit einem ca. 4-5 g schwerem Jigkopf. Als ich ihn fragte, woher er komme, antwortete er: "Aus Polen". Als ich daraufhin wissen wollte, ob dort denn alle so fischen würden, bekam ich ein "Ja natürlich!" zur Antwort. Er wäre sich nicht bewusst gewesen, dass man an der Idrijca keine Twister fischen dürfe, meinte er ... und wechselte nur ungern den Köder.

Ich verliess den Platz, denn es war für mich als Vollblutfliegenfischer nicht angenehm zu sehen, wie sehr unser Hobby verroht war. Es musste dort doch noch andere Fliegenfischer geben. Als ich mich in die Kurve oberhalb der Brücke von Spodna Idrija begab, traute ich meinen Augen kaum: Da waren sieben Angler aus Frankreich und Polen, die allesamt grosse Micro Worms (10-12 cm) an mehrgrämmigen Jighaken in die Rinnen donnerten. Diese werden gewöhnlich von Spinnfischern am Spinngerät eingesetzt. Natürlich warfen auch alle im Stil von Spinnfischern, denn mindestens drei davon hatten nur dünnes Monofil und nicht einmal mehr eine Fliegenschnur drauf. Und das obwohl überall Fische stiegen! Ich machte noch ein Foto als Erinnerung (siehe rechts) und verliess am nächsten Tag den Fluss, der mich einst so faszinierte. Entweder wurde diese Fischerei dort geduldet, oder es waren so viele Fliegenfischer mit diesen Methoden unterwegs, dass die Fischereiaufsicht masslos überfordert war. Ganz sicher wurde damals jedoch weggeschaut, denn man sieht schon auf weite Distanz, wie geworfen wird und dass da Köder landeten, die man unter Einsatz einer Fliegenschnur gar nicht werfen kann.

15 cm lange Gummiwürmer an schweren Jighaken wurden von vielen "Fliegenfischern" verwendet.

Traurige Fehlentwicklung

Unter dem Strich spielt es keine Rolle, ob ein Streamer oder eine schwere Nymphe (Czech Nymphing) mit deren Eigengewicht an Monofil oder 9 m und längeren Vorfächern geworfen wird, Fliegenschnüre braucht es jedenfalls nicht dazu. Das ist kein Fliegenfischen mehr und hat an Gewässern, an denen nur Fliegenfischen erlaubt ist, eigentlich nichts verloren. Ich war von der Überwachung des Fischereireglements an der Idrijca masslos enttäuscht und vor allem davon, was für eine Vorstellung mittlerweile Angler (und nicht nur Touristen) vom Fliegenfischen haben. Da konnten auch die schönen Fische, die ich fing, leider nicht darüber hinwegtäuschen.

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Copyright © Günter Feuerstein