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Nachdem ich wegen Corona das erste Mal seit mehr als 30 Jahren im Sommer nicht mehrere Wochen weit fernab der Heimat weilte und zu Hause blieb, beschloss ich zumindest meine letzte Ferienwoche noch in einer ruhigen Gegend der Alpen zu verbringen. Die steirische Salza und das angrenzende Slowenien sollten mir ein paar schöne Stunden am Wasser bescheren. Die Salza gehört für mich zu den schönsten Gewässern Europas, und es zieht mich immer wieder gerne an ihre Ufer. Zwar fischte ich in der Vergangenheit dort meist nur im Herbst, doch oberhalb der Preszeny Klause war ich vor Jahren auch im Sommer öfter unterwegs, um die Abgeschiedenheit und Ruhe der einzigartigen Landschaft zu geniessen.

Die Salza gehört zu den schönsten Gewässern Europas.

Dieses Mal waren meine Frau und ich unterhalb der Klause am Fischen, und nachdem alles sehr verheissungsvoll begann und die ersten Forellen und Äschen wieder ihrem Element zurückgegeben werden konnten, war es auch schon wieder vorbei mit der Idylle. Gleich scharenweise tauchten Kajaks auf, manche einzeln, doch meist waren es Gruppen von mehreren Personen mit Führer. Jeder etwas tiefere Pool wurde in der Regel für eine halbe Stunde in Beschlag genommen und dann wurden mit den Anfängern Rollen und dergleichen geübt. Jedes tiefere Fleckchen Wasser wurde regelrecht beackert. Es kam gar zum Stau durch einzelne Gruppen, die warten mussten, bis ein Pool wieder freigegeben wurde. Zwar war es noch nicht einmal 9.00h doch die Bisse blieben verständlicherweise aus. Es war definitiv vorbei mit der Fischerei. Unübersehbar war auch wie die Fische bei jedem passierenden Kajak durcheinanderschossen und versuchten irgendwo Schutz zu suchen. Von wegen, die Fische würden sich daran gewöhnen... Dies mag an einem grösseren und tieferen Gewässer durchaus der Fall sein, aber nicht wenn die Salza klares Wasser führt. Dafür ist dort eingach zu wenig Platz, um dem Trubel zu entfliehen.

Ein Gespräch mit einem der Tourführer brachte auch nichts. Er sei aus Ungarn, und er dürfe hier fahren so oft und lange wie er wolle, meinte er. Ich dürfte ja dafür Fische mitnehmen. Mir war der Kajakbetrieb an der Salza zwar bekannt, doch bislang war ich der Meinung, dieser würde nur unterhalb von Wildalpen stattfinden und die flacheren Abschnitte oberhalb davon würden verschont. Offenbar hatte sich die Situation zwischenzeitlich verändert ...

Oft muss gewartet werden, bis eine Gruppe einen Pool verlässt und die nächste nachrücken kann..

Wir zogen uns zurück und beschlossen die Pause bis zum Verschwinden der Kajaks mit Sonnenbaden zu verbringen und die kulinarischen Genüsse des Steirerlandes zu erforschen. Um es kurz zu machen, der Kajakbetrieb endete erst gegen 20.00h. Es blieb eine Dreiviertelstunde, für den Abendsprung. Dieser war jedoch fantastisch. Allerdings brachen wir den Salza-Trip aufgrund der Umstände nach einem Fischtag bereits ab und zogen weiter.

Dass eine Flussperle wie die Salza und ihr natürlicher Bestand im Sommer diesem permanenten Trubel ausgesetzt wird, ist völlig unverständlich. Ganze Horden von Rucksacktouristen, die für die Befahrung der Salza keinen Cent bezahlen, oft sogar alles selbst mitbringen, den Dreck jedoch da lassen, im Auto schlafen und die Kommunen dabei nicht mal profitieren lassen, stehen an der Salza Fliegenfischern gegenüber, die versuchen, sich unauffällig zu bewegen, sich in die Natur einzufügen und die dafür noch Lizenzpreise weit jenseits von 100 Euro zu berappen haben. Wann wachen die zuständigen Stellen endlich auf? Dieser Trubel ist eindeutig zu viel des Guten!

Wieso werden in Slowenien die wertvollsten Fliessstrecken vom Kajakverkehr verschont, und selbst der Schwarze Regen in Deutschland ist nun den Bootsbetrieb los? Österreich kriegt dies offensichtlich nicht hin?

Der Pool wird verlassen, um der nächsten Gruppe Platz zu machen.

Ein Nebeneinander ist möglich

Es ist wirklich kein Problem, beide Hobbies selbst an der Salza auszuüben. Wenn der Fluss einen halben Meter über normal Wasser hat, dann ruht die Fischerei und der Kajakbetrieb stört die Fische bei einer Befahrung dann nur geringfügig. Bei niederem Wasserstand, wenn die Fischerei gut wird, sollten solche fischereilich genutzte und schützenswerte Gewässer jedoch für den Kajakbetrieb gesperrt sein, denn die Fische werden dann den ganzen Tag an der Nahrungsaufnahme gehindert, sodass sie dies am Abend und in der Nacht kaum kompensieren können. Dies ist ein weiteres Problem, das übersehen wird.

Und ganz zum Schluss, wenn schon ein ökologisch äusserst wertvoller Fluss befahren werden soll, dann aber sicher nicht gratis, sondern wie die Fliegenfischer sollten auch die Kajakfahrer eine saftige Rechnung für die Befahrung dieses besonderen Flusses zu bezahlen haben. So profitieren einige grosse Touranbieter und der Fluss wird auf Kosten der Natur ausgeschlachtet. Hier an der Salza ist das verträgliche Mass m. E. längst überschritten. 

Wie gesagt, man kann nebeneinander auskommen, doch es braucht ganz klare Regeln, wenn solch besondere Gewässer auf lange Sicht erhalten werden sollen, was ja sicher auch im Sinne der Kommunen aber auch des Landes Steiermark sein sollte. Die hohen Pachtgebühren der Bundesforste lassen sich durch diese chaotischen Umstände auch nicht rechtfertigen.

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