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Bonefisch auf Holländisch

Bonefish auf Holländisch

Fliegenfischen an der Maas

Es war Mitte Mai, als ich am frühen Abend in Rotterdam ankam. Ich sollte am nächsten Tag EFFA Instruktorprüfungen abnehmen, um gleich danach wieder zurückzufliegen. Mein Freund Sepp Fuchs holte mich vom Flughafen ab, denn er hatte mich auch eingeladen bei ihm zu übernachten. Kaum dort angekommen und noch nicht mal einen Kaffee lang am Sitzen, kam schon die Frage, die Vollblutfischer sich kaum verkneifen können: „Hast du Lust zu fischen?“, fragte Sepp in einem Ton, der eigentlich ein Nein völlig ausschließen sollte.

Fliegenfischen an der Maas Günter Feuerstein

„Na klar, hab ich immer, doch ich habe nichts dabei. Hatte ja keine Ahnung, dass es hier momentan was zu fangen gibt. “ „Natürlich, die Finte sind da!“, erklärte Sepp. Als Fint bezeichnen die Holländer die Maifische, die vom Meer in die Maas aufsteigen, um zu laichen. Sie nennen sie auch „holländische Bonefische“. Kaum 20 Minuten später standen wir schon am Wasser. Eine Fliegenrute von Sepp ausgestattet mit einem sinkenden Schusskopf, ein Paar Gummistiefel, Vorfachmaterial und ein paar Fliegen, das war schon alles, was es dazu brauchte. Auf einem Sporen direkt unter der größten Schleuse Europas, die Rotterdam vor einer Springflut schützen soll, nahmen wir unsere Position ein. Rotterdam ist vor allem für Fliegenfischer eine Stadt der Gegensätze. Man kann sich hier irgendwie kaum vorstellen, dass es da noch Platz für Natur geben könnte. Doch die gibt es wirklich, wenn auch die Kulisse an den meisten Orten irgendwie unreal aber gleichzeitig unbestritten auch imposant anmutet.

Sepp's Fint Fliege

„Hier auf dem Plateau stehen sie. Also möglichst weit stromauf an die Strömungskante werfen und dann unter leichtem Zug im Stauwasser oberhalb des Sporens die Fliege eindrehen lassen. Dann sollte es schon klappen.“, meinte Sepp. Er muss es wissen, fischt er doch mehrmals die Woche hier, wenn die Finte da sind. „Die chartreusefarbenen Reiznymphen sind wirklich gut!", meinte Sepp, als er mir ein paar in die Hand drückte. Chartreuse, ich liebe diese Farbe, vor allem in Salzwasser. Scheinbar war auch Sepp ihr verfallen. Doch an diesem Abend waren die Finte leider nicht gerade in Beißlaune. Vielleicht war der Abendhimmel auch zu kitschig blau. Dazu wehte auch nicht einmal der dort sonst immer präsente Wind. Nicht einmal Lokalmatador Sepp gelang es einen Fint zum Anbiss zu verleiten. Einzig die Krabben waren immer hungrig und eine nach der anderen konnte ich bis vor meine Füße drillen. Dann ließen sie meist von der Nymphe ab. Meistens, denn ich brauchte ja auch noch eine fürs Foto, und die stellte sich dann auch prompt ein. Wäre schön, wenn es auch noch mit einem Fint klappen würde, dachte ich. Der fehlt mir nämlich noch in der langen Liste von Fischarten, die ich schon mit der Fliege gefangen hatte.

Günter Feuerstein mit Maifisch aus der Maas

Und siehe da, plötzlich kam auch der ersehnte Biss. Der Widerstand war für die Größe des Fisches wirklich beachtlich. Dann kamen sogar noch zwei Sprünge dazu. „Tatsächlich, die springen ja wirklich, dachte schon du phantasierst“, meinte ich spöttisch. „Das sind ja wirklich tolle Kämpfer!“, musste ich neidlos zugeben, nachdem ich den Fisch seinem Element zurückgegeben hatte. „An anderen Abenden kann man 50 davon fangen“, meinte Sepp. Nun ja, jetzt weiß ich ja zumindest wie sie hier aussehen, dachte ich und prompt zappelte es schon wieder. Auch dieser ca. 40 cm große Fint leistete einen respektablen Widerstand. Dann war‘s dies aber für den Abend. Nach ca. eineinhalb Stunden brachen wir nach Hause auf.

Vorbei an der gigantischen Skyline des Hafens von Rotterdam musste ich meinem Freund Sepp neidlos zugeben, dass trotz der gewaltigen Industrie die Stadt Rotterdam und ihre Umgebung mit den Finten an der Maas, den Wolfsbarschen an der Küste und den Großforellen des Oostvornsen Meeres in unmittelbarer Nähe selbst für Fliegenfischer eine wirklich abwechslungsreiche Fischerei zu bieten haben.

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