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Fliegenfischen, ein anderer Einstieg oder wie sich die Zeiten ändern

Wie alles begann ...

Im Alter von fünf Jahren fing ich bereits am Bodensee meine ersten Barsche. Die Jahre darauf waren von vielen hundert Stunden Schlepp- und Uferfischerei am Bodensee geprägt. Der Schritt zur Fliegenfischerei kam allerdings erst einige Jahre später.
Als ich 1978 (im ersten Jahr als ich an meinem Hausgewässer, der Dornbirner Ach, fischen durfte) Köderfische zum Hechtfang fangen wollte, tat sich an meiner Stachelschweinpose überhaupt nichts. Statt in der Tiefe mein Teigkügelchen zu fressen, stiegen die Döbel und Strömer wie verrückt nach Insekten an der Wasseroberfläche. Schnell durchstöberte ich meine Tasche. Darin fand ich drei Fliegen(die mir ganz nebenbei bei meinem ersten Einkauf im Fischereigeschäft im Alter von 8 Jahren zusammen mit einem übergroßen rot-weißen Hechtschwimmer als die Kombination verkauft wurden). Ich wählte eine schwarze, deren Name ich später in Erfahrung brachte. Es war eine Black Zulu. An meiner 4.5 m langen Stipprute tippte ich diese am bloßen Vorfach aufs Wasser. Es klappte und ich fing mehr Köderfische als je zuvor.

 

Meine erste Fliegenrute - natürlich Marke Eigenbau ... aber wie?

Noch am selben Abend bastelte ich meine erste "Fliegenrute" aus einer in der Hälfte des Handteils abgebrochenen, ursprünglich 1.8m langen Vollglasrute. Als Rolle verwendete ich eine alte Stationärrolle, die ich mit Klebeband am kaputten Griff festband. Das Problem der Fliegenschnur löste ich mit einer ca. 1mm dicken grauen Paketschnur aus Hanf, die sich mit Wasser vollgesogen, gut bis auf ca. 10 - 12 m werfen lassen und leise ablegen sollte. Natürlich musste ich sie gut fetten und ... kräftig arbeiten, denn vom Gewicht der Schnur her lud sich die Rute natürlich nicht auf. Mit dieser aus heutiger Sicht völlig unpassenden Kombination fing ich meine ersten Weißfische mit der "Fliegenrute". Noch im selben Jahr ersetzte ich die Stegringe durch Schlangenringe und kaufte mir aus meinem zusammengesparten Taschengeld eine ungebremste alte Fliegenrolle (geschlossen). Diese versah ich mit einer Fournier-Bremse. Dazu bohrte ich ein Gewinde in die Rückseite, drehte eine abgesägte Schraube hinein und klebte an deren Ende mehrere Lagen Holz-Furnier aufeinander. Durch langsames Zudrehen der Schraube bremste das Furnier für meine damaligen Begriffe sogar wunderbar an der Spuleninnenseite. Das gesamte Gerät war zwar unheimlich schwer, doch auch meine Freunde Mike, Luggi und Hari hatten großen Spaß an dieser Art der Fischerei. Jeder hatte sein eigenes, irgendwie zusammengebasteltes Unikat. Selbst eine gelbe Maurerschnur tat einem meiner Kollegen gute Dienste - für's Erste. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit und ... wir treffen uns noch heute alle 14 Tage zum Fliegenfischer-Stammtisch.

1983 im Alter von 18 Jahren an der Bregenzer Ache

Zu Weihnachten desselben Jahres bekam ich von meinen Eltern eine Fliegenrute (Balzer Fibrex Unec) samt Fliegenschnur geschenkt, die ich dann im Frühsommer 1979 mit einen kapitalen Döbel von 67 cm Länge und 3.6 kg Gewicht an der Trockenfliege endgültig einweihte. Einen Döbel dieser Größe habe ich seither nie mehr gefangen. Dies sollte der Beginn einer großen Leidenschaft werden.

 

Try and Error

Die folgenden Jahre waren vom Drang nach stetiger Verbesserung meines Wurfstils geprägt. Ich sah den anderen Fischern zu und probierte alles aus. Alle möglichen Stilrichtungen und Ausprägungen kamen mir dabei in die Quere. Auch mit dem Gebetsroither-Stil wurde ich schon früh konfrontiert, und er schien mir für mich die besten Resultate zu bringen, da sich die Schnur besser kontrollieren ließ. Allerdings warf ich damals nach vorne meist "unten durch", weil ich ja unter die Büsche werfen musste, wo die meisten Döbel standen. Erst viel später erfuhr ich, dass diese Technik auch einen Namen hatte und "Alder Stil" genannt wurde. Ein entscheidender für mich Punkt war das Erlernen des Doppelzuges, den mir mein damaliger Fischerkamerad Wilfried beim Fischen beibrachte. Aus heutiger Sicht betrachte ich den Doppelzug für den Lernenden als das definitive Einstiegstor in eine neue Welt der Fliegenfischens.
Viele hundert Stunden Arbeit auf der Wiese hinter meinem Elternhaus folgten. Bücher und Videos verschiedenster Autoren halfen mir dabei im Selbststudium meinen Wurfstil zu perfektionieren und weiterzuentwickeln. Mein Sportstudium (vor allem die detaillierten Einsichten in die Biomechanik und Bewegungsanalysen) waren hierbei natürlich von großem Vorteil.


Günter Feuerstein 1987 für American Travel and Life
1987 erster "Stunt" für das US Reisemagazin "American Travel and Life"

Erste Schritte als Wurfinstruktor

Nach dem ich als Ausbildungsreferent im örtlichen Fischereiverein und als freier Instruktor bereits eine große Anzahl von Fliegenfischern ausgebildet hatte, wurde ich 1994 vom Leiter einer bekannten Schweizer Fliegenfischerschule engagiert, in der ich bis 1998 arbeitete und seine Art des Werfens an die Wurfteilnehmer weitergab. Privat warf und fischte ich jedoch meist völlig anders. Als ich dann angehalten wurde, auch nach der Kurszeit seine Art des Werfens und Fischens zu pflegen und zudem auch Wurfkreationen in seinen Videofilmen ohne meine Erlaubnis vermarktet wurden, trennten sich unsere Wege. Auch wenn ich in meinem Leben nie einen Wurfkurs besucht habe, so haben mir doch Bücher und Videofilme europäischer und amerikanischer Autoren sehr geholfen, mich werferisch weiterzuentwickeln. Vieles wird angeboten, die Auswahl muss jedoch jeder für sich treffen und umsetzen, denn nicht alles ist sinnvoll und manches gedruckte "Lehrwerk" ist aus der Sicht der Biomechanik völliger Humbug. Noch schlimmer ist das Internet, wo sich komische Gestalten tummeln und über das Werfen Ratschläge geben, obwohl man an den Videos sofort erkennen kann, dass sie eigentlich nicht viel davon verstehen. Leider wissen das viele Zuseher nicht und eigenen sich dann Fehler an, die sie ohne fremde Hilfe nur schwer wieder wegbekommen.

Aus heutiger Sicht, kann ich nur jedem empfehlen, einen Wurfkurs bei einem geprüften Instruktor zu besuchen. Man kann sich dabei viel harte Arbeit und Entbehrungen ersparen. Allerdings hat das autodidaktische Lernen von der Pike auf auch etwas für sich, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann.

Meine Arbeit als Fliegenfischer Instruktor, sowie das Zusammentreffen und Fachsimpeln mit zahlreichen Persönlichkeiten des Fliegenfischens an diversen internationalen Events besonders mit meinen Freunden und Instruktorkollegen vom EFFA Flycasting Instructor Programme inspirierten mich immer wieder zu neue Ideen, wie man das Werfen und Unterrichten noch effektiver gestalten könnte. Inzwischen gehe ich seit vielen Jahren meine eigenen Wege und versuche in meinen Kursen meine Liebe zu dieser wunderbaren Passion weiterzugeben.

Flyfishing International Fliegenfischerschule

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