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Europäische Entwicklungen im Fliegenwerfen

Europäische Entwicklungen und Tendenzen im Fliegenwerfen

In den letzten Jahren hat sich in Zentraleuropa in Bezug auf revolutionäre Wurfneuheiten nicht sehr viel getan. Meist waren es die gleichen Würfe, die von anderen Werfern publiziert unter anderen Namen irgendwo anders auftauchen. Dies führte zu viel Verwirrung unter den Fliegenfischern. Wenn man über etwas redet, so sollte man doch die gleiche Basis(gleichen Begriffe) verwenden...

Während in Zentraleuropa die "Luftwürfe" (Begriff GF) schon sehr gut ausgereift sind, was wir in erster Linie den Herren Ritz und Gebetsroither (Gebetsroither Stil) zu verdanken haben, deren Erkenntnisse ausreichend publiziert und nach dem Tod von Hans Gebetsroither (hier rechts im Bild mit meinem väterlichen Freund und 2019 verstorbenen Harald Birkl). von vielen Instruktoren u.a. Moser und Hebeisen noch geringfügig modifiziert und an das Gerät angepasst wurden, so war im Bereich der "Wasserwürfe" (Begriff GF) also der Rollwürfe, Switch Casts, Unterhand Würfe, Spey Casts ... noch ein gewisser Handlungsbedarf vorhanden. In diesem Bereich habe ich in den letzten 30 Jahren versucht, vorhandene Würfe zu optimieren und effektivere Formen zu finden. Daraus sind Wurfvarianten wie der Snap-T oder der Snap-Z (Form für Fortgeschrittene) entstanden. Auch im Bereich des Doppelzuges haben meine Optimierungen (High Hauling) Verbreitung gefunden. Optimierung kann einerseits angenehmeres Fischen oder Werfen (weniger Krafteinsatz) oder aber auch größere Weite bedeuten. Nicht immer sind beide Ziele gleichzeitig im Vordergrund. In erster Linie sollte es uns ums Fischen gehen und nicht um eine Weitenjagd. Diese gehört in den Casting-Bereich.

Fliegenfischen bedeutet für mich Eleganz, Harmonie, Leichtigkeit und ganz sicher kein übermäßiger Krafteinsatz verbunden mit Geplatsche. Leider gibt es auch sehr zweifelhafte Entwicklungen mit Würfen, die nur der Show aber keineswegs dem Fischen dienen. Bei meinen Würfen steht der Fisch im Mittelpunkt, und ... der will nicht gestört werden.

Modernes Werfen mit europäischen Wurftechniken

Ein Großteil der in Mitteleuropa bekannten Wasser-Trick-Würfe stammt vom Schweden Göran Andersson der in diesem Bereich wertvolle Pionierarbeit geleistet hat. Mit seiner Unterhand Wurftechnik hat er vor Jahrzehnten auch die wohl zukunftweisende Technik für die Zweihand Fliegenfischerei entwickelt. Diese Technik mit der einzigartigen schnellen Beschleunigung durch die untere Hand, bei gleichzeitig gerader Bewegung der Rutenspitze (short stroke-straight line) wird inzwischen von vielen Speycastern "missbraucht" und gar als Modern Speycasting bezeichnet, obwohl die eigentliche Speycasting Technik, eine exzellente und eigens für die damals an den großen schottischen Lachsflüssen verwendeten schweren, langen und sehr weichen (langsamen) Zweihand Fliegenruten entwickelte Technik, mit der Unterhand Technik kaum etwas gemein hat (siehe Diskussion). Auch Simon Gawesworth (Snake Roll, Anfang der 80er Jahre) und Michael Evans haben im Vereinigten Königreich wesentlich zur Weiterntwicklung des Werfens mit der Zweihandrute beigetragen.

 

Nicht vergessen werden darf auch die Italienische Wurfschule um den inzwischen verstorbenen Roberto Pragliola (TLT Technik), die hier, nicht zuletzt auch aufgrund der Gerätewahl (leichtes und sehr schnelles Spitzenaktionsgerät für die Trockenfliegenfischerei, DT Schnüre), eigene Wege gegangen und neue Impulse gebracht hat. Für mich ist sie die beste, gleichzeitig aber auch schwierigste Technik für das Trockenfliegenfischen (das Werfen von Mikronymphen ist damit auch noch möglich). Der Niedergang der Gewässer mit einhergehender Reduktion der Insektenzahl hat zum Rückgang der Trockenfliegenfischerei geführt, was auch die Italienischen Fliegenfischerschulen zu spüren bekommen haben. Mit reinem Trockenfliegenfischen kann man heutzutage leider nicht mehr das Auslangen finden. Der Tod Roberto Pragliolas hat eine grosse Lücke im Schulungswesen unserer südlichen Nachbarn hinterlassen. Regelrechte Platzkämpfe folgten. Aber die Fusstapfen waren für einige viel zu gross. Wir sind stolz mit Giacomo Catellani, die linke Hand des TLT-Maestro und wohl besten TLT Werfer Italiens in den EFFA Reihen zu haben.

Mein persönlicher Beitrag zum modernen Fliegenwerfen liegt in der Entwicklung zahlreicher spezieller Trickwürfe und Wurf Varianten (Magic Switch, Snap-T, Snap-Z, moderne Backhand Wurftechnik, spezieller Doppelzug, Dunker, Side Roll Snap, ...), die in den letzten 25 Jahren den Weg in die internationale Fliegenfischerei gefunden haben und zwischenzeitlich rund um den Globus bekannt sind, ja im Falle des Snap-T gar zum fixen Bestandteil des Repertoirs der meisten "Speycaster" gehören. Besonders das in Kanada entstandene Skagit Werfen das so ein Mittelding zwischen Stil und Technik darstellt und sehr effektives Fischen in schnelleren und tieferen Bereichen zulässt, hat Gefallen an meinem Snap-T gefunden, der einer der Standardwürfe im Skagit darstellt, obwohl ich den Snap-T ursprünglich für ganz andere Zwecke entwickelt hatte. Es ging mir bei meinen Entwicklungen im Fliegenwerfen immer um zwei Dinge: Vereinfachung der Fischerei in bestimmten Situationen gepaart mit einem stark reduzierten Krafteinsatz bei gleichbleibendem Resultat.

In den letzen paar Jahren Jahren kamen außer den erwähnten keine wesentlichen Erkenntnisse oder Neuerungen in den Wurftechniken mehr hinzu. Auf den FF-Shows tummeln sich heute fast ausnahmslos nur noch Replikanten, die keine Neuerungen sondern ausschließlich Techniken und Entwicklungen anderer weitergeben und dies mangels ausreichender Kenntnis leider meist auch nur fehlerhaft. Titel im Castingsport haben nichts mit dem praktischen Fliegenwerfen gemein, und die dort verwendeten Techniken sind selbst auf das Distanzwerfen beim Fliegenfischen nur bedingt übertragbar, da auf der Wiese keine Haken verwendet werden und beim Castingsport auch das Touchieren des Bodens erlaubt ist. Die Ausbilderszene in Europa ist durch das EFFA Fliegenfischer Instruktoren Zertifizierungsprogramm vereint, sehr aktiv und bestrebt durch neue und bessere Schulungsmethoden das Fliegenwerfen voranzutreiben. Dies lässt vor allem in Bezug auf die Effizienz der Schulungen erkennen. Da ich einen Grossteil der EFFA Instruktoren persönlich ausgebildet habe, kann ich aus erster Quelle den immensen Aufschwung im Bereich der Schulung im Fliegenfischen in Europa bestätigen. Zwischen dem, was früher unterrichtet und weitergegeben wurde und heute liegen buchstäblich Welten.

Copyright © Günter Feuerstein